Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (2024)

Das Leben beginnt dort wo Pläne enden.

Nichts könnte das, was uns bei unserem Hike zu den Havasu Falls im Grand Canyon passiert ist besser beschreiben. Wem die Havasu Falls (oder auch Havasupai Falls) nichts sagen: Keine Sorge, das ist keine Schande, denn die Havasu Falls sind tatsächlich noch nicht so sehr in den Fokus des Tourismus gerückt, auch wenn sie wohl auf jeder Places to See Before You Die Liste ganz weit oben stehen. Das liegt vor allem daran, dass dieser unglaubliche Ort im Supai Village mitten im Grand Canyon nur über einen sehr langen und Kräfte zehrenden Hike erreicht werden kann – nichts für den Durchschnittstouristen. Was erschwerend hinzu kommt: Eine Reservierung für eine Havasu Falls Übernachtung zu ergattern ist ungefähr so wahrscheinlich wie Polarlichter in der Nähe des Äquators zu sehen. Forget it. Was also tun? Die komplette Wanderung an einem einzigen Tag absolvieren? Day Hiking zu den Havasu Falls ist seit einiger Zeit verboten, da es zu gefährlich ist. Taucht man für einen Day Hike am Havasu Falls Trailhead auf, wird man angeblich von den Havasupai Indianern gar nicht erst nach unten in den Canyon gelassen.

Wir hatten also einen ganz tollen Plan wie das alles auch ohne Reservierung funktionieren kann, haben vorher monatelang recherchiert und alles durchgeplant – und sind grandios gescheitert. Nichts davon hat funktioniert. Am Ende wurde die Wanderung zu einem unfreiwilligen Day Hike. Und das war mit Abstand die härteste Challenge, die ich jemals zu meistern hatten! Es gab Momente, in denen ich mir nicht sicher war, ob ich es heil (oder überhaupt) wieder aus dem Canyon schaffe. Und das schlimmste ist: Daran war nicht einmal unbedingt ich selbst schuld, sondern das Internet. Viele der Informationen zu den Havasu Falls, die ich vorab online gefunden hatte, waren schlichtweg falsch.

Ich möchte mit diesem Beitrag gerne ein wenig Licht ins Dunkel und die Informationen (sofern sie mir vorliegen) auf den aktuellen Stand bringen, so dass du deine eigene Wanderung zu den Havasu Falls besser planen kannst. Denn ich möchte nicht, dass du diesen wahnsinnigen Ort vielleicht nur sausen lasst, weil du dir unsicher bist mit der Planung – tut es unbedingt! Die Havasu Falls sind der Wahnsinn und gehören definitiv zu den Erlebnissen, von denen du noch deinen Enkelkindern erzählen wirst!

Die Havasu Falls: Wasserfallparadies in der Wüste

Wenn du hier gelandet bist, dann weißt du wahrscheinlich bereits was es mit den Havasu Wasserfällen auf sich hat. Daher hier die Kurzvariante: Oh. Mein. Gott. Die längere Variante geht so: Die Havasu Falls in Arizona sind ein Wasserfall des Havasu Creek, der als Zufluss des Colorado River durch den Grand Canyon fließt. Allein das, ein Fluss mitten im Grand Canyon, ist schon Besonderheit genug, doch es kommt noch besser. Havasu bedeutet blaues Wasser und genau das ist der Havasu Creek: Blau. Karibikstrand-türkisblau-ich-drehe-durch-weil-es-so-schön-ist-blau! Kleiner Vorgeschmack gefällig? Bitteschön:

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (1)

But why so blue, Havasu? Nüchtern betrachtet kommt diese unglaubliche Farbe durch eine sehr hohe Konzentration an Calciumcarbonat im Wasser zustande. Das Flussbett besteht aufgrunddessen aus hellem Kalkstein, wodurch die Farbe des Flusses noch intensiver reflektiert wird. Der Havasu Creek lagert permanent Kalk ab und schafft dadurch immer wieder neue Becken und Flussläufe – er sieht in keinem Jahr aus wie im Jahr zuvor. Verrückt, was die Natur so kann. Von seiner Quelle bis zur Mündung im Colorado River bildet der Havasu Creek dabei nicht nur die Havasu Falls, sondern noch mehr Wasserfälle. Duese sind:

Navajo Falls

Wenn du entlang des Havasu Trail wanderst, begegnen dir als erste Station nach dem Supai Village die Navajo Falls, die übrigens vor der letzten großen Flut im Jahr 2008 noch ganz anders aussahen.

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (2)

Havasu Falls

Folgst du dem Trail weiter in den Canyon hinein, erreichst du die berühmten Havasu Falls, in deren Nähe sich auch der Havasupai Campground befindet. Der Havasu Creek stürzt hier knappe 30 Meter in die Tiefe und bildet eine Reihe von beeindruckenden Natural Pools (die Bilder möchte ich dir an dieser Stelle noch vorenthalten,, die kommen später 😉 ) Die Havasu Falls liegen ca. 3,5 Kilometer hinter dem Supai Village.

Mooney Falls und Beaver Falls

Die Mooney Falls und die Beaver Falls erreicht man im weiteren Verlauf des Havasu Creek, sie sind noch einmal ca. 1 Kilometer (Mooney) bzw. 5 Kilometer (Beaver) von den Havasu Falls entfernt. Willst du diese Wasserfälle sehen, musst du zwingend einen kompletten zusätzlichen Tag mit Übernachtung einplanen. Besonders beeindruckend ist Mooney Fall, der über 60 Meter in die Tiefe stürzt, also mehr als doppelt so hoch ist wie der Havasu Fall.

So kommt du zu den Havasu Falls: Planung und Übernachtungsmöglichkeiten

Alright! Du bist nun wahrscheinlich maximal verwirrt, willst aber unbedingt diese irrsinnige Oase mitten im Grand Canyon sehen, oder? Wie geht das nun? Grundsätzlich führen hier nicht viele Wege nach Rom, sondern exakt einer. Nämlich der vom Hualapai Hilltop hinunter in den Canyon in das Supai Village (13 Kilometer). Vom Supai Village geht es weiter zu den Havasu Falls mit dem Campingplatz (+3,5 Kilometer) und optional weiter zu den Mooney Falls (+1 Kilometer ) und den Beaver Falls (+ 4 Kilometer). Hier siehst du eine Übersicht der Strecken und der dafür ungefähr benötigten Zeit, die Distanzen sind einfache Strecken:

DistanzDauer
Hualapai Hilltop (Trailhead) bis Supai Village13 kmCa. 4 h
Supai Village bis Havasu Falls / CampgroundCa. 3,5 kmCa. 45 Min.
Trailhead bis Havasu Falls (komplette Strecke)
Ca. 16,5 kmCa. 5 h
Havasu Falls / Campground bis Mooney Falls1 km20 Min.
Mooney Falls bis Beaver Falls4 km?

So. Fällt dir etwas auf? Vom Hilltop zu den Havasu Falls sind es knapp 17 Kilometer, einfache Strecke. Mit Zurücklaufen also knappe 34 Kilometer Gesamtstrecke. Klingt das als wäre es an einem Tag machbar? Nein. Eher nicht. Deswegen gibt es im Supai Village zwei Übernachtungsmöglichkeiten:

Übernachten in Havasupai: Havasu Falls Lodge und Havasu Falls Campground

Option A. Du kannst in der Havasupai Lodge übernachten. Reservierungen sind telefonisch möglich, manchmal online, manchmal auch gar nicht. Aktuell gibt es einen Mindestaufenthalt von 3 Nächten, der dich knappe 2000 $ kostet (allerdings für 4 Personen). Trotzdem sind die Zimmer in der Regel ausgebucht.

Option B. Du ergatterst einen Platz auf dem Campground. Dazu musst du dich hier melden. Der Campingplatz ist nrmalerweise genauso schnell ausgebucht wie die Lodge und für einen Campingplatz ebenfalls deutlich zu teuer.

Das Internet sagt, telefonisch durchkommen ist wie ein Sechser im Lotto. Wunschtermine gibt es schonmal gar nicht – was ein bisschen blöd ist, wenn man leider einen Timeslot von 2-3 Wochen hat. Da ich nun selbst vor Ort die Hütte gesehen habe, in der die Reservierungen angenommen werden (das ist nämlich auch die Hütte, in der du dich melden und die Fee zahlen musst wenn du im Supai Village ankommst), kann ich Folgendes dazu sagen: Ein pausenlos klingelndes Telefon und mehrere eher behäbig wirkende Damen sind vielleicht nicht das beste Team. Wir haben ca. 15 Minuten gebraucht, um uns zu registrieren und zu zahlen. Vor uns war keine Schlange, wir waren die einzigen Day Hiker. Wir hatten insgesamt nicht das Gefühl, dass man hier Lust hat auf Touristen, was sich auch in der Höhe der Fee wiederfindet…aber dazu weiter unten mehr.

Was kannst du also tun wenn du keine Reservierung für eine Übernachtung ergattern konntest? Wir haben uns vorab zu Tode recherchiert und sind auf folgende Möglichkeiten gestoßen:

Havasu Falls in einem Tag: Den Helicopter nehmen oder mit dem Maultier reiten

Option A. Man kann mit dem Maultier reiten, entweder in den Canyon hinein oder von unten nach oben. Die Maultiere/Pferde/Esel transportieren u.a. das Gepäck der Campground-/Lodge-Gäste auf Wunsch nach unten in das Supai Village und auch wieder nach oben. Wenn Platz frei ist, man nett fragt und ca. 100 $ zahlt, transportieren sie auch entkräftete Hiker. Es gibt hier allerdings keine festen Zeiten, die Maultier Kolonnen werden nach Bedarf eingesetzt.

Option B. Mit dem Helicopter fliegen. Der Heli ist für die Havasupai Indianer die einzige Möglichkeit größere Dinge nach unten ins Village zu transportieren. Die einzigen Angaben zu den Flugzeiten des Helikopters haben wir hier und hier gefunden, wonach er angeblich an bestimmten Tagen zwischen 10 Uhr und 13 Uhr für ca. 100 $ fliegt.

Wenn also der letzte Flug um 13 Uhr geht, braucht man nicht lange rechnen um zu verstehen, dass unter diesen Umständen ein Flug für den Rückweg keine Option ist. Wir planten also, mit dem ersten Heli um 10 Uhr nach unten zu fliegen und den Rückweg aus dem Grand Canyon heraus zu Fuß zu bewältigen. Gut 17 Kilometer klang tough, aber machbar. Aber es sollte anders kommen. Denn wir haben gelernt: Auch der Helikopter fliegt nur nach Bedarf! Surprise.

Zeitplanung für den Havasu Falls Hike

Um 9 Uhr parkten wir unser Auto also am Hualapai Hilltop (um den Heli um 10 Uhr zu nehmen). Wie kommt man zum Hualapai Hilltop? Auch hier gibt es genau einen Weg: Entweder aus Westen oder aus Osten kommend nimmst du auf der Historic Route 66 die Abbiegung auf die Indian Road 18. Diese führt dich straight ca. 1,5 Stunden lang zum Hilltop, dort endet die Straße in einer Sackgasse. Der letzte Ort vor der Abbiegung auf die Indian Road aus Westen kommend ist Peach Springs. Hier gibt es die überteuerte Hualapai Lodge*, weswegen wir uns eine günstigere Unterkunft im nächstgrößeren Ort Kingman* besorgt haben. Von Kingman bis zum Hualapei Hilltop sind es ca. 2,5 Stunden Fahrtzeit. Aus Osten kommend ist der nächste Ort Seligman* (welcher im Grunde ein Route 66 Freilichtmuseum ist, absolut sehenswert!).

Wir kamen also um 9 Uhr am Hilltop an, stapften freudig zu der alten Indianerin in der Holzhütte und erkundigten uns, wo und wann denn der Helikopter fliegt. Die Konversation ging wie folgt:

“Do you have a reservation?”

“Ehm…no…we’d like to fly in and then hike back out, we don’t need a reservation. Or do you mean a reservation for the helicopter?”

“No, there’s no reservation for the helicopter. You need one for the campground or the lodge”

“Yeah, but we don’t stay for the night, we read that there is a helicopter that could fly us in. So we’d like to take the first one and hike out in the afternoon”

“No, you can only fly out with the helicopter, you can’t fly in.

Wir so: Hm. Warum. Macht keinen Sinn. “Ok, so if we hike down now, is there a chance to catch the last helicopter to fly out? When is the last one?

“Ohh…it’s windy today. Not too late. Maybe around 5 or 6 if he’s a good pilot. If you start right now, you can make it down in 3 hours, you look like you’re in good condition. But you can also walk out if there is no helicopter.”

Will heißen: Die Infos zu dem Helikopter und dessen Flugzeiten, die wir vorab gefunden hatten, sind falsch! Es gibt keine fixen Flugzeiten des Helicopters! Es kommt maßgeblich auf das Wetter an und wie stark der Wind am jeweiligen Tag ist. Da sich die Windstärke im Laufe des Tages auch ändert, wird spontan entschieden wann der erste bzw. letzte Flug stattfindet. Und ob überhaupt einer stattfindet. Plane nicht mit dem Helicopter!

Außerdem hat die Dame uns ohne Bedenken zu einem Day Hike losgeschickt. Dass Day Hiking zu den Havasu Falls verboten ist, können wir also nicht bestätigen, obwohl wir das vorab überall so gelesen hatten. Es scheint möglich zu sein! Generell wird dich am Hilltop wohl niemand aufhalten, dort gibt es schließlich keine Schranke o.ä. Wir hatten nicht den Eindruck, dass es jemanden juckt, wer so in den Canyon hinein geht oder rauskommt.

Wir mussten also eine Entscheidung treffen und zwar schnell. Ich kann im Nachhinein kaum noch beschreiben wie sehr ich mir in den Kopf gesetzt hatte die Havasu Falls zu sehen…jetzt alles abzublasen kam überhaupt nicht in Frage. Wir haben keine Sekunde gezögert und sind den Weg nach unten zu Fuß angetreten, guter Dinge, dass wir den letzten Heli schon irgendwie bekommen werden wenn wir Gas geben. Um es vorweg zu nehmen: Nice try.

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (3)

Havasu Falls: Die Wanderung durch den Canyon

Ich möchte hier gar nicht viele Worte verlieren, sondern Bilder sprechen lassen. Das erste Stück nach unten in den Canyon (ca. 2,5 Kilometer) ist recht steil. Auf dem Hinweg nach unten kein Problem, auf dem Rückweg wird es dich die letzte Kraft kosten. Stellt dich darauf ein. Das wird kein Spaß.

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (4)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (5)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (6)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (7)

Irgendwann erreichst du so etwas wie eine Ebene, es geht kaum noch spürbar immer tiefer in den Canyon hinein. Hier läufst du stundenlang über Geröll und ab und zu mal über ein paar Steine, was grundsätzlich gut machbar ist. Man kann sich auch nicht verlaufen, es gibt keine Abzweigungen, der Weg ist selbsterklärend. Unterwegs kann man immer mal auf einem Stein pausieren und kurz begreifen, dass man gerade im Grand Canyon ist. Hell yeah! Unterwegs begegnen dir übrigens immer wieder Maultiere und Pferde, mal mit Gepäck, mal ohne, mal mit “Herrchen”, mal ohne. Keine Angst, sie sind ungefährlich und wissen wo sie lang müssen.

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (8)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (9)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (10)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (11)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (12)

Nach insgesamt ca. 8 Kilometern Wegstrecke erreichst du ein Schild, das dir den Weg ins Supai Village zeigt. Die Aufschrift “Almost there” auf dem Schild ist glatt gelogen. Von hier aus sind es immer noch 5 Kilometer bis zum Village.

Ab hier geht der Boden von Geröll über zu Sand. Hast du vorher schon geflucht, gibt es ab sofort noch mehr zu fluchen. Auf Sand laufen ist anstrengend, das wissen wir alle. Aber: So langsam wird es immer grüner, man sieht und spürt, dass sich die Landschaft und das Klima verändern. Und irgendwann hört man einen kleinen Bach plätschern, den man wenig später auch sehen kann. Wir wissen ehrlich gesagt nicht, ob das schon der Havasu River war oder nur ein Ausläufer davon. Der Havasu River, der uns später begegnet ist, war jedenfalls deutlich größer.

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (13)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (14)

Ab jetzt ist es nicht mehr weit zum Supai Village (ok, auch das ist gelogen). Jedenfalls kommst du irgendwann dort an, entkräftet und glücklich, mit knapp 13 Kilometern Wegstrecke in deinen Knochen. Halleluja! Im Supai Village musst du dich in der ersten größeren Hütte auf der linken Seite anmelden. Wir sind dort nach ca. 3:40 h eingetrudelt und ich behaupte, wir waren ganz schön flott.

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (15)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (16)

Kosten: Du musst eine Touristen-Fernhalte-Prämie zahlen (“Fee”). Wir haben zur Höhe vorab verschiedene Angaben gelesen (von 15 $ bis 60 $ war alles dabei). Wir mussten allerdings 88 $ pro Person zahlen. Warum auch immer. Zwischenzeitlich dürfte die Fee noch deutlich höher sein, ich habe von 300 $ für die Day Hiking Pässe gehört. Einfach an der Hütte vorbeilaufen entfällt leider, du wirst später auf dem Weg zu den Wasserfällen kontrolliert.

Vom Supai Village zu den Havasu Falls sind es weitere 3,5 Kilometer (ca. 45 Min.). Auf dem Weg begegnen dir zuerst die Navajo Falls und wenn du weiter dem inzwischen fast tosenden Havasu Creek folgst, erreichst du schon bald diesen beinahe surrealen Ort, an dem der türkisblaue Fluss in die Tiefe stürzt. Du bist an den Havasu Falls!

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (17)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (18)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (19)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (20)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (21)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (22)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (23)

Wenn das nicht auf irgendeine offizielle Places To See Before You Die Liste gehört, dann weiß ich auch nicht…

Wie wir den Havasu Falls Day Hike überlebt haben

Und jetzt kommt die Stelle, an der wir realisiert haben, dass wir den ganzen Weg ernsthaft wieder zurück müssen. Selbst laufend. f*cking 17 Kilometer. Das war gegen 16 Uhr. Zwar hatte man uns bei unserer Ankunft bereits Badges mit der Aufschrift “DAY HIKE” verpasst, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Sie starb, als wir auf dem Rückweg wieder den Heli-Landeplatz im Supai Village passierten – kein Heli und kein Mensch da. Obwohl der letzte Heli erst gegen 17 Uhr fliegen sollte…da war der Wind wohl zu stark. Da der Sonnenuntergang unvermeidlich um 18:40 Uhr drohte, entschlossen wir uns nicht weiter Zeit zu verlieren und begannen zu laufen. So schnell es ging. Denn wir würden ohne Zweifel in die Dunkelheit geraten und das ist im Grand Canyon kein Spaß.

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (24)

Die Stirnlampe*, die wir eigentlich eher aus Blödsinn “falls was ist” mitgenommen hatten, erwies sich als Lebensretter. Ohne sie hätten wir zwar vermutlich trotzdem irgendwie den Weg gefunden, denn viele Optionen gibt es nicht, uns dabei aber wahrscheinlich alles Mögliche verstaucht oder gebrochen (die Hyänen haben sich bereits heimlich lauernd sämtliche Pfoten gerieben).

Wenn du jetzt glaubst, dass man doch auch im Dunkeln halbwegs etwas sieht: Nicht im Grand Canyon. Dunkel ist nicht gleich dunkel und eine solche Dunkelheit wie hier dürften die wenigsten von uns bereits kennen. Ohne Stirnlampe ist man spätestens auf dem letzten Stück der Strecke, wenn es wieder steil nach oben geht, verloren. Außerdem gibt es im Grand Canyon durchaus Wildtiere, die sich ohne Zweifel mit Stirnlampe besser abschrecken lassen. Wir haben auf den letzten quälenden 1-2 Stunden allerlei Viechzeug gehört, davon gesehen haben wir aber nur ein Pferd – was wahrscheinlich auch besser war. Die Angst, aus diesem sh*t nicht heil herauszukommen war schon groß genug.

Falls du nun Augen rollend vor dem PC sitzt und sitzt und dich fragst, was genau so schlimm war – ich möchte dir kurz die Schmerzen beschreiben, die dich während eines Day Hikes zu den Havasu Falls ereilen werden: Hast du schon einmal an einem Iron Man teilgenommen oder bist du schon einmal einen Marathon gelaufen? Ja? Dann kennst du den Schmerz und den Zustand, in den sich dein Körper versetzt, um den Schmerz aushalten zu können.Herzlichen Glückwunsch, du bist ausreichend vorbereitet für einen Day Hike zu den Havasu Falls. Nein? Dann hast du keinen blassen Schimmer. Wirklich keinen.

Ich bin nun wahrlich keine begeisterte Sportlerin und schon gar keine Läuferin, aber daran lag es nicht. Meine männliche Begleitung war sportlich (Triathlet)…ich will nicht angeben, aber am Ende ging es uns beiden gleich beschissen. Wir hätten am liebsten nur noch geheult vor Schmerz und Verzweiflung. Es sind einfach 34 Kilometer an einem einzigen Tag. Und das ist keine sauber asphaltierte Straße, auf der man die Strecke vielleicht noch irgendwie packen kann, sondern der Grand Canyon. 34 Kilometer über rutschiges Geröll, Sand, durch die Hitze, durch völlige Dunkelheit, ca. 1300 Höhenmeter.

Irgendwann steckt jeder Meter in jedem einzelnen Knochen und zwar so sehr, dass deine blutenden Blasen an den Füßen das geringste Problem sind. Denn irgendwann macht der Kopf nicht mehr mit, du willst aufgeben, aber du kannst nicht…und die Verzweiflung und die Ungewissheit wie lange man noch durchhalten kann, sowohl körperlich als auch mental, fangen an dich zu zermürben. Wir haben für den Rückweg mehr als 5 Stunden gebraucht, also deutlich länger als für den Hinweg. Dunkelheit und keine ausreichende körperliche Vorbereitung sind leider keine gute Kombi.

Das klingt nun sehr dramatisch, daher möchte ich die persönlichen Umstände nicht ausblenden: Unvorbereitet in der Dunkelheit des Grand Canyon mehr als die doppelte Strecke der erwarteten laufen zu müssen war sicher eine besondere Belastungssituation. Wenn du vorher weißt was auf dich zukommt, du regelmäßig derartige Distanzen läufst und dir sicher bist, dass du das körperlich schaffen kannst, dann wirst du weniger Probleme haben. Außer regelmäßig lange Distanzen zu laufen gibt es keinerlei Möglichkeit, sich körperlich auf einen Day Hike zu den Havasu Falls vorzubereiten.

Daher nochmals: Auch wenn wir es getan haben – ich rate dir ausdrücklich von einem Havasu Falls Day Hike ab! Das ist kein Spaziergang! Buche dir wenn irgendwie möglich mehrere Nächte auf dem Campground oder in der Lodge.

Von den körperlichen Strapazen einmal abgesehen ist es übrigens auch sinnlos, diesen wunderbaren Ort so schnell hinter sich zu bringen. Denn es gibt eben nicht nur die Havasu Falls, sondern auch noch die anderen Wasserfälle, die nicht weniger spektakulär sind. Hierfür brauchst du definitiv eine Reservierung in der Lodge oder auf dem Campground. Die Strecke bis zu den letzten Wasserfällen ist als Day Hike unter keinen Umständen machbar.

Tipps für den Havasu Falls Hike

  • Bitte versuche eine Reservierung zu bekommen. Ob Day Hikes zum jeweiligen Zeitpunkt erlaubt sind oder nicht, ist meist unklar und klärt sich erst vor Ort
  • Falls du es darauf ankommen lassen willst und einen Day Hike planst: Starte in aller Herrgottsfrühe. Du wirst einen kompletten Tag dafür brauchen. Und mit komplett meine ich komplett
  • Die letzte Möglichkeit zur Versorgung (Tanken, Essen, Getränke) bevor du auf die Indian Rd. 18 fährst ist in Peach Springs oder Seligman. Danach kommt nichts mehr!
  • Informiere dich über das Klima im Grand Canyon. Der Havasu Trail liegt am South Rim. Hier wird es insbesondere im Juli und August teilweise extrem heiß, während es am North Rim auch in diesen Monaten noch angenehm ist. Ich rate von einem Hike zu den Havasu Falls im Hochsommer ab, perfekt sind Mai, Juni und September
  • Bring genug Wasser mit! Und bitte auch zuckerhaltige Getränke, Gatorade oder Powerade, du brauchst Energie und Elektrolyte. Zuviel Wasser spült dir die Mineralien aus dem Körper. Das Wasser aus dem Havasu Creek ist übrigens Trinkwasser, du kannst deine Wasserflaschen damit auffüllen
  • Nimm dir für den Hike nahrhafte und sättigende, aber leichte Lebensmittel mit. Müsliriegel, Proteinriegel, Energieriegel, Bananen, belegte Vollkornsandwiches o.ä.
  • Trage die richtigen Schuhe! Es müssen keine schweren Wanderschuhe sein, aber sie sollten keine rutschige Sohle haben und guten Halt geben. Perfekt sind ein Paar sexy wasserfeste Trekkingsandalen, ich habe mir dieses halbwegs erträgliche Modell von Teva* zugelegt.
  • Trage Funktionskleidung, 2-3 Lagen, in den frühen Morgenstunden und nachts kann es frisch sein. Die Badesachen gleich drunterziehen falls du einen Day Hike planst, es gibt vor Ort keine Möglichkeit sich unbeobachtet umzuziehen
  • Eine Stirnlampe* rettet Leben! Ersatzbatterien nicht vergessen
  • Bring Blasenpflaster, wasserfeste Pflaster*, Sonnencreme, ein leichtes Handtuch* und Mückenspray* mit (Nobite! Bitte kein Autan, da lachen die Mücken höchstens drüber)

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (25)

Ich möchte die Informationen hier unbedingt up to date halten, denn die spärlichen und teilweise falschen Infos zu einem Havasu Falls Hike haben uns beinahe das Genick gebrochen (im übertragenen Sinne). Der unfreiwillige Grand Canyon Day Hike war so unglaublich hart, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Nimm das bitte nicht auf die leichte Schulter.

Lass mich bitte unbedingt wissen wenn du weitere/andere Infos hast, das hilft jedem Einzelnen da draußen sehr, der eine Wanderung zu den Havasu Falls plant. Danke!

Und ansonsten: Viel Spaß! Die Wanderung zu den Havasu Falls ist ein einmaliges Erlebnis und wird für immer in deiner Erinnerung bleiben. Und sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt 🙂

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (26)

Weitere Berichte zu Wanderungen zu den Havasu Falls:

Werbehinweis

*Partnerlinks: Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliatelinks. Das sind die Links mit den Sternchen dran. Wenn du über einen solchen Link etwas bestellst bzw. buchst, bekomme ich eine kleine Provision. Der Preis bleibt dadurch für dich gleich und ich sehe auch nicht was du kaufst. Du unterstützt mich aber dabei, weiterhin soviel Arbeit in diesen Blog stecken und ein wenig gratis Reiseberatung sein zu können.

Havasu Falls: Per Wanderung ins Paradies (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Corie Satterfield

Last Updated:

Views: 6266

Rating: 4.1 / 5 (62 voted)

Reviews: 93% of readers found this page helpful

Author information

Name: Corie Satterfield

Birthday: 1992-08-19

Address: 850 Benjamin Bridge, Dickinsonchester, CO 68572-0542

Phone: +26813599986666

Job: Sales Manager

Hobby: Table tennis, Soapmaking, Flower arranging, amateur radio, Rock climbing, scrapbook, Horseback riding

Introduction: My name is Corie Satterfield, I am a fancy, perfect, spotless, quaint, fantastic, funny, lucky person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.