Union Island nach Hurrikan »Beryl«Fast alle Häuser zerstört, eine Hütte bleibt stehen – warum?
Hurrikan »Beryl« zerstörte 90 Prozent der südkaribischen Insel Union Island. Doch eine Hütte scheint er komplett verschont zu haben. Nun diskutieren die Anwohner, wem sie das zu verdanken haben: dem Betonfundament oder Gott.
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Verwüstete Straßen, Häuser ohne Dach, zersplittertes Holz überall: Union Island, eine Insel in der südlichen Karibik, die zu Sankt Vincent und den Grenadinen gehört, wurde von Hurrikan »Beryl« Anfang Juli schwer getroffen. Auf einigen Inseln des Landes wurden Angaben der Regierung zufolge mehr als 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört, darunter auch auf Union Island. Mehrere Menschen kamen ums Leben.
#STVINCENT: On the island of Union, where the category 4 Hurricane Beryl caused “Armageddon-like” destruction, demolishing more than 90% of the buildings, there is a solitary wooden house standing defiantly among the wreckage. pic.twitter.com/r3sO6idpGc
— CaribbeanNewsNetwork (@caribbeannewsuk) July 12, 2024
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Doch eine hellgelbe Holzhütte mit rotem Dach ragt aus der Verwüstung hervor, der Hurrikan scheint sie nicht einmal berührt zu haben. Das zeigt ein Foto, das auf Facebook knapp 600-mal geteilt wurde. In dem Inselstaat, in dem ein Großteil der Bevölkerung christlich ist, löste das eine Debatte über ein mögliches Wunder Gottes aus.
Manche sehen den Grund nicht in Gott, sondern in der Bauweise
Eine Nutzerin kommentierte unter dem Facebook-Post: »Dies ist eine Erinnerung daran, dass diejenigen, die Gott dem Herrn dienen, in der Zeit der Katastrophen und der Zerstörung verschont werden.« Ein anderer Kommentar fragt jedoch: »Warum hat Gott es für richtig gehalten, alle anderen Häuser zu zerstören?«. Andere sehen den Grund nicht in Gott, sondern in der Bauweise des Hauses: Es sei besser konstruiert und zusätzlich womöglich vom angrenzenden Hügel geschützt worden.
Bei dem Bewohner der Hütte handelt es sich um den 60-jährigen Joseph Franklyn, wie die britische Zeitung »Guardian« berichtete. Er selbst sei fest davon überzeugt, dass der Wille Gottes sein Leben und sein Haus verschont habe. Zuvor habe er sich geweigert, sein Haus zu verlassen, als der Rest der Ortschaft evakuiert wurde.
Das Haus wurde von der lokalen Kirchengemeinde der Rocky-Hills-Siebenten-Tags-Adventisten gebaut, einer weltweit verbreiteten protestantischen Freikirche. Angeblich sei das Haus nicht aus stabileren Materialien gebaut als die umliegenden Häuser, die der Hurrikan zerstörte. Es habe zwar ein Betonfundament, der Rest sei aber wie die meisten Bauten dort aus Sperrholz gebaut, so der »Guardian«.
Tee trinkend den Sturm abwarten
Bis dahin hatte Franklyn, der in einem schlechten Gesundheitszustand sei, in einer verfallenen Hütte gewohnt, wie der »Guardian« weiter berichtete. Als ein Mitglied der Kirche erfuhr, dass Franklyn zwischen Kakerlaken und Mäusen in einem Schuppen mit Lehmboden lebte, begann die Gemeinde, sich um ihn zu kümmern. Mitglieder spendeten Geld, Materialien und Zeit, um das Haus mit dem roten Dach zu bauen, so der »Guardian«.
Nachdem Franklyn sich geweigert habe, auf der Flucht vor dem Hurrikan sein Haus zu verlassen, sei die Gemeinde vom schlimmsten ausgegangen. Als sie ihn jedoch lebendig in seinem intakten Haus vorfanden, habe er Tee getrunken und Cracker gegessen, wie es ein Kirchenmitglied dem »Guardian« schilderte. Wem er dieses Glück zu verdanken hatte – den Bauherren der Kirchengemeinde oder doch dem Willen Gottes – lässt sich wohl nicht abschließend klären.
Die Verantwortung der »großen Emissionsverursacher«
Es ist längst nicht die erste Naturkatastrophe, die den Karibikstaat in den vergangenen Jahren getroffen hat. Von Juni bis Ende November herrscht dort Hurrikansaison. Die Inseln liegen außerdem in einem Gebiet, in dem Erdbeben und vulkanische Aktivitäten häufig vorkommen können. Der Vulkan La Soufrière etwa brach 2021 aus und überzog die Hauptinsel St. Vincent mit einer Ascheschicht.
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Der Premierminister von Sankt Vincent und den Grenadinen, Ralph Gonsalves, lobte immer wieder die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung. Bei einer Pressekonferenz nach der Verwüstung durch Hurrikan »Beryl« mahnte er, dass all die Katastrophen mit dem Klimawandel zusammenhingen und die Menschheit sich dieser Aufgabe stellen müsse. Er appellierte dabei an das Gewissen der »großen Emissionsverursacher«, die für die Klimakrise verantwortlich seien.
Hurrikan »Beryl« erreichte vor wenigen Tagen die Küste des US-Bundesstaats Texas, auf dem Festland verlor er dann an Geschwindigkeit.
taf